Montag, 29. Januar 2007

Kurzerhand gepokert


Wie angekündigt stand dieses Wochenende nicht unter dem Pokerstern für mich. Gewisse private Verpflichtungen gingen vor, wodurch es nur zu einer kleinen Session am Samstag kam und ich erst gestern wieder etwas mehr Zeit fand.

Was mich derzeit etwas ärgert ist, dass meine beiden Seiten, auf denen ich aktiv bin, nur begrenzt die Tische anbieten, wie ich sie gerne hätte. So fand ich am Samstag Morgen kaum einen vernünftigen Full Ring Tisch auf meinem Limit. Dafür gab es Short Handed Tische zu Hauff und das auch mit ungemein hoher Flop Seen Rate. Da ich kein Limit hoch gehen wollte und es in den Limits darunter genauso übel aussah, hatte ich nicht viele Möglichkeiten.
- Short Handed also. Bisher hatte ich es immer vermieden an solchen Tischen zu spielen, wenn man mal von Sit&Go oder anderen Turnieren absieht. Als Anfänger wird man gewarnt, dass es dort sehr swinglastig zugeht und bekommt den Wechsel erst später empfohlen. Die Gegner spielen viel mehr Hände, was wohl auch zum Teil richtig ist und man müsste sich mehr auf die Gegner einstellen. Auf der anderen Seite gibt es auf den richtig hohen Limits fast nur noch Short Handed Tische und viele, dort erfolgreiche Spieler berichten, dass der Wechsel unabdingbar und empfehlenswert sei.
Ich fragte mich also, warum nicht jetzt damit anfangen, bzw. zumindest einmal austesten?

Ich spielte an den 6er Tischen ein paar Runden auf niedrigen Limits mit vollem Buy In und es war keine Linie im Spiel der Gegner zu erkennen. Gespielt wurde scheinbar alles, was gerade gefiel. Ob das nun 65o war oder eben 72s.
Dafür waren die Einsätze recht verhalten und die Stacks sehr niedrig. Bei maximalem Buy In von $5 saßen viele selbst mit 13 Cent noch am Tisch und machten keine Anstalten nachzukaufen oder tighter zu spielen. Da ich erst mal viel beobachtete und mich langsam umstellen wollte, spielte ich noch immer wenig Hände und diese dann aber aggresiv, was viele Gegner scheinbar stark verschreckte. Meine Samstagsession ging damit mit minimalem Plus und nicht einem einzigen Punkt zu Ende.

Sonntag nahm ich mir dann mehr Zeit. Es gab jetzt zwar etliche Full Ring Tische, aber die Short Handed waren noch immer deutlich in der Überzahl.
Um mein eigentliches Limit kennen zu lernen und vor allem auch wieder Punkte sammeln zu können, setzte ich mich diesmal mit vollem Buy In von $10 erneut an die 6er Tische. Multitabbling fiel natürlich noch aus und so blieb es parallel bei maximal 2 Tischen.
Zu Anfang durfte ich leider erst mal wieder zahlen und es ist wirklich interessant wieviel Geld mich diese Starthand schon gekostet hat. Ass Dame und beides in Pik sollte es diesmal sein.
Mein Raise aus später Position wird natürlich wieder gecallt und der Flop bringt Ah Qh 3s. Mein einziger Gegner checkt nur worauf ich natürlich den Pott anfüttere. Meine pottgroße Bet wird gecalled. Turn bringt eine Pik 7s und erneutes Checken vom Gegner. Da auch die 3 bereits Pik ist, habe ich damit zu meinem Two Pair auch noch einen Flush Draw.
Ich setze erneut hoch rein und werde nach einiger Überlegzeit wieder gecalled. Steht also noch der River aus und bringt uns eine 8c. Mein Flush war nicht angekommen. Sollte aber mein Gegner auf einen Flush gedrawt haben, so war er damit ebenfalls enttäuscht worden. Sein Check war meine Einladung und ich tappte in seine Falle. Mein All In wurde gecalled und er zeigt mir sein Pocketpaar. Ich hatte auf dem River gegen drei Achten verloren.
Einen schöneren Gegner kann man ja eigentlich nicht haben. Ich hoffe er wird mich auch zukünftig weiterhin in solchen Situationen durchcallen.
Der nächste größere Verlust ging auf einen Flush King High, wo mein Gegner tatsächlich ebenfalls zwei Kreuz inklusive dem Ass hielt. So ging es erstmal weiter, bis ich schon an die $200 kratzte.
Da ich mit einigen anfänglichen Verlusten gerechnet hatte, war ich nicht sonderlich beunruhigt. Meine Grenze hatte ich für mich bei $190 gesetzt. Ich hoffte zwar, diese nicht gleich am ersten Tag zu erreichen, aber man musste mal sehen.
Dann kam die erwartete Wende. Ich begann langsam wieder den Flop zu treffen und konnte nach und nach meine Gegner auf Karten setzen. Ich erkannte, dass ein Spieler preflop immer auf 4 BB raiste, wenn dies kein anderer vor ihm tat und den Flop ebenfalls grundsätzlich nach diesem Schema weiterspielte und ich sah bei anderen, wie viel sie callten und ab wann sie wegwarfen. Mit angepasstem Spiel und ohne weitere Bad Beats konnte ich schlussendlich mit $225 die Tische verlassen.


Amazon war übrigens mal wieder sehr schnell. So erreichte mich mein neues Buch noch am Samstag Morgen. Nachdem ich die ersten Seiten bereits aufmerksam gelesen habe, kann ich sagen, dass es bisher wirklich gut geschrieben ist. Das Englisch ist sehr einfach und lässt sich wirklich flüssig lesen. Das Vorwort und der kurze Überblick über den Inhalt ist sehr vielversprechend und die ersten gelesenen Konzepte sehr einleuchtend.
Klansky legt Wert darauf, keine einfache Anleitung zu verfassen, die dem Spieler nur sagt, was er tun soll, sondern er versucht dem Spieler begreiflich zu machen, warum gerade dies nun getan werden soll und warum dies nur für gerade diese Situation profitabel ist.

Ein kurzes Beispiel, das ich gerade noch gelesen habe:
Der Stack aller Spieler liegt bei um die $500 und wir sitzen preflop in mittlerer Position mit JJ. Wir erhöhen auf $20 und alle bis auf einen Gegner folden. Dieser allerdings kündigt eine weitere Erhöhung an. Er greift zu seinen Chips, wobei er uns unabsichtlich und ohne, dass er es bemerkt seine beiden Asse zeigt.
Folden wir direkt preflop oder gibt es Momente in denen wir trotzdem seinen Reraise callen sollten?
Hier wird anschließend sehr schön erklärt, ob es diese Situationen gibt und wann ein Call nicht zu empfehlen ist.

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